01.08.2020

Lisa Urban

Einsatzstelle: SPFZ Stötzner-Schule, Weiden, Arbeitsfeld: Kinder und Jugendliche (Förderschule)
Allen, die noch darüber nachdenken, ob sie ein FSJ machen sollen, kann ich nur empfehlen: Macht es. Mal ehrlich: Was hat man denn zu verlieren?

Erfahrungsbericht Lisa Urban, 19 Jahre:
Einsatzstelle: Sonderpädagogisches Förderzentrum Stötzner-Schule, Weiden
Arbeitsfeld: Kinder und Jugendliche (Förderschule)

 

Wie bist Du zum FSJ gekommen? 

Für mich war schon lange klar, dass ich nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren werde. Zuerst dachte ich daran, dies in meinem Basketballverein zu tun. Kurzfristig änderte ich allerdings meine Meinung und bewarb mich für die Stelle im SPFZ in Weiden. 

 

Wie ist es Dir im FSJ ergangen?

Schon nach kurzer Zeit stellte sich für mich heraus, dass dies die richtige Entscheidung war. An der Stötzner Schule sind sowohl die Lehrer als auch die Schüler sehr nett. Anfangs bestanden meine täglichen Aufgaben aus eher einfachen Tätigkeiten wie z.B. kopieren, laminieren, Getränkeautomaten befüllen, etc... Nachmittags wurde ich langsam an den Umgang mit den Kindern herangeführt. Bei den Hausaufgaben durfte ich den Kindern helfen und danach wurde immer gemeinsam gespielt. Nach einiger Zeit wurden die Tage immer interessanter und die Aufgaben zunehmend spannender. Z.B. durfte ich dann den Lehrern im Unterricht zur Hand gehen, dabei helfen, deren Materialien vorzubereiten oder gar selbst eine Gruppe von Schülern betreuen.

Ich lebte mich sehr schnell in den Alltag der Förderschule ein und durfte im Oktober schon mein eigenes Projekt starten: Ein Fußballturnier für alle sportbegeisterten Kinder und Jugendlichen der Nachmittagsbetreuung. Ab in die Turnhalle, die Kinder in drei gerechte Mannschaften einteilen und dann wurde gekickt. Egal ob groß oder klein, Junge oder Mädchen, Betreuer oder Schüler. Jeder durfte mitmachen. Und das Wichtigste war, zu vermitteln, dass es egal ist, wer gewinnt, Hauptsache jeder hat Spaß - und den hatten wir! Ab diesem Zeitpunkt fing es an, dass die Kinder schon jeden Donnerstag zu mir kamen und fragten, wann denn wieder Fußball sei. Es war sehr schön zu sehen, dass das Projekt auf großes Interesse bei den Kindern stieß. Denn es ist schließlich sehr wichtig, zu vermitteln, dass Sport Spaß macht und so die Kinder zu ermuntern, dies auch in ihrer Freizeit zu machen.

Je mehr ich mit den Kindern zusammen war und je mehr verschiedene Situationen bezüglich des Verhaltens der Kinder entstanden, desto mehr konnte ich beobachten, wie schwierige Sachlagen im Schulalltag geregelt werden und traute mich zunehmend mehr, Kinder auch einmal zu ermahnen und ihnen Grenzen aufzuzeigen. Anfang des neuen Jahres war der Ablauf der ganzen Woche schon Routine: Ca. 15 Wochenstunden am Vormittag Kleingruppen betreuen oder Einzelnachhilfe geben, Fische füttern und natürlich das Wichtigste: Kaffee für das Lehrerkollegium machen :). 

Nach und nach kamen auch immer mehr Lehrer auf mich zu, die mich baten, für sie etwas zu erledigen. Das war sehr schön, denn so hatte ich nie Langeweile. Nach der Schule ging es dann jeden Tag auf zum Essen in die nahe gelegene Kantine. Danach wurden Hausaufgaben erledigt und schließlich war dann auch noch genügend Zeit mit den Kindern zu spielen. Mit allem war ich sehr zufrieden, da es eine gute Mischung aus festgelegten Zeiten und flexibel gestaltbarer Zeit war.

Dennoch ist mein FSJ  eines, das es so wohl nicht mehr geben wird, da durch  Corona alles verändert wurde: Die Schule schloss Mitte März und öffnete (zumindest für die Notbetreuung)  Anfang Mai. Es war komisch, als die Schule schrittweise wieder geöffnet wurde: Alle mit Masken, jeder musste Abstand halten, normaler Alltag war (und ist) nicht mehr möglich. Aber jeder versuchte trotzdem, sein Bestes zu geben. Ich half Vormittags ein bisschen in der Schule oder in der Notbetreuung, aber viel hatte ich leider nicht mehr zu tun....

 

Hat Dir das FSJ bei Deiner persönlichen Entwicklung und Berufsorientierung geholfen?

Für meinen zukünftigen Beruf hat mir das FSJ auch einiges gebracht: Ich hatte zwar nie Probleme, auf Menschen zuzugehen und mich mit diesen zu unterhalten, aber ich finde, dass ich durch dieses Jahr noch selbstbewusster geworden bin. Außerdem fallen mir Konversationen mit meinen Mitmenschen sehr viel leichter. Ich war auch nie sehr entscheidungsfreudig und habe viele Sachen, die ich gemacht habe, hinterfragt. Auch in dieser Hinsicht habe ich mich zumindest ein bisschen verbessert: Zum Beispiel musste ich jeden Tag drei bis vier Kinder zum Bus begleiten und gemeinsam mit ihnen warten. Früher dachte ich mir immer noch: „ Was darf ich ihnen erlauben und was muss ich verbieten? Schließlich sind wir ja nicht mehr in der Schule.“  Jetzt entscheide ich einfach aus dem Bauch heraus, was mir als richtig erscheint und was nicht. Noch dazu konnte ich meine Computerkenntnisse erheblich erweitern, v.a. den Umgang mit Excel.

Mein FSJ hat mir gezeigt, dass ich zwar sehr gerne mit Kindern arbeiten würde, aber, dass beispielsweise Sonderpädagogik für mich ausscheidet, da hierbei sehr viel Geduld gefordert wird. Ich finde zwar, dass es einige Jahre gut gehen könnte, aber als Beruf fürs Leben scheidet es für mich leider aus. Nach dem FSJ werde ich also an die Fachakademie für Fremdsprachen gehen und danach als Dolmetscher arbeiten. 

 

Wie lautet Dein persönliches Fazit am Ende Deines FSJ?

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden bin, dass ich mich für ein FSJ entschieden habe. Die Idee dazu habe ich wohl meinem ehemaligen Sozi- und Basketballlehrer zu verdanken, der mich auf die Möglichkeit hingewiesen hat. Da ich mir sowieso noch nicht sicher war, in welche Berufsrichtung ich gehen möchte, erschien es mir sinnvoll ein FSJ abzuleisten. Es ist aus meiner Sicht immer gut, wenn man länger Zeit hat, sich für wichtige Dinge zu entscheiden. Allen, die noch darüber nachdenken, ob sie ein FSJ machen sollen, und die vielleicht daran zweifeln, ob das für sie das Richtige ist, kann ich nur empfehlen: Macht es! Man bekommt einen super Einblick ins Berufsleben, verdient ein bisschen Taschengeld dazu, und mal ehrlich: Was hat man denn zu verlieren?

 


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